Zertifizierung von Langzeitfortbildungen zur Biografiearbeit durch FaBia e.V.
Interessierte Einzelpersonen, Institute oder Organisationen, die Fortbildungen zur Biografiearbeit anbieten, können hier die Richtlinien des Fachverbandes für Biografiearbeit - FaBia e.V. zur Zertifizierung downloaden und sich bei Interesse mit dem Vorstand des Fachverbandes in Verbindung setzen.
Download Richtlinien der Zertifizierung von Langzeitfortbildungen - FaBia e.V.
Biografiearbeit
Biografie entsteht durch Erinnerung und Ausdruck dessen, was wir erlebt haben. Jede und jeder (er)schafft sich auf diese Weise seine Erzählung über das Leben, macht sich sichtbar für andere, die wiederum durch ihre persönliche Wahrnehmung des Erzählten ihre Wirklichkeit erzeugen. Wir Menschen sind beständig dabei, unsere Biografie zu gestalten, neue Perspektiven auf Erlebtes zu entwickeln und die eigenen Geschichten in einen Deutungshorizont zu stellen, mit dem wir Sinn stiften und uns Entwicklung ermöglichen.
Im Unterschied zum »Lebenslauf«, der in der Regel die »harten Fakten« des Lebens beinhaltet, entsteht »Biografie« durch Erinnerung und den Ausdruck dessen, was wir in und mit unserer Umwelt (Zeitgeschichtliches, Familie, Beruf, Aufwachsen in einer Landschaft) erlebt haben. Auch wenn das in der Vergangenheit Erfahrene unveränderbar genau so und nicht anders erlebt wurde, (er)schaffen Menschen in der Art und Weise, wie sie dem Erlebten Bedeutung geben, ihr Leben immer wieder neu. Menschen suchen zeitlebens nach der Möglichkeit, ihre Biografie zu gestalten, neue Perspektiven auf bereits Erlebtes zu entwickeln und die eigenen Geschichten in einen Deutungshorizont zu stellen, der Sinn stiftet und Entwicklung ermöglicht.
Der Begriff „Biografiearbeit“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen professionell und wissenschaftlich unterstützter Erinnerungsarbeit. Wir finden sie in der therapeutischen-beraterischen Arbeit, in der künstlerischen Auseinandersetzung mit Biografien, bei der Anleitung zu Erzählwerkstätten und Schreibgruppen, in der historischen Aufarbeitung von Geschichte(n), in der Kunst, in Film, Fernsehen und Fotografie und vielen anderen Zugängen. Dabei bietet das Gemeinsame, die Auseinandersetzung mit dem im weitesten Sinne »Biografischen«, gleichsam die Chance zu Austausch und Synergie.
Arist von Schlippe drückte dies in seinem Beitrag »Im Wissen um die alten Geschichten neue Geschichten erzählen« auf dem Fachtag »Biografiearbeit oder die Kunst über das Leben zu erzählen« (veranstaltet von FaBia e.V. im Oktober 2011 in Kassel) wie folgt aus: »Mit der Geburt betreten wir also Welten aus Geschichten, und wir erzählen diese Geschichten weiter, setzen sie fort. Erzählt werden sie nicht nur verbal, sondern über Szenen.« Unsere Wahrnehmungen und Erfahrungen bestehen aus all dem, was wir erfahren, gehört, gesehen und physisch erlebt haben, aus den Handlungsmustern, in die wir eingebettet waren. Auch der Körper, vor allem der alternde Körper, besitzt ein Gedächtnis und kann Geschichten erzählen.
Geschichten, die immer wieder erzählt werden, können außerdem zu einem Bindeglied »zwischen der individuellen psychologischen Identität eines Menschen und der Identität der ihn umgebenden sozialen Systeme« werden, so von Schlippe. Geschichten stiften Sinn und funktionieren als »Sinnattraktoren«, d.h. sie nehmen Einfluss auf die Art, wie wir uns selbst, die Welt und unser Handeln sehen und welche Bedeutung wir ihnen beimessen.
Die Chance, die eigene aktuelle und zukünftige Geschichte verändern zu können, und die Veränderungskraft durch Perspektivwechsel überhaupt sind Grundlage der Biografiearbeit.
Der Fachverband für Biografiearbeit, FaBia e.V. bietet eine Plattform für Biografiearbeitende die sich mit ihren Fragen und Erkenntnissen ins Gespräch begeben wollen, einen anregenden, qualifizierten Austausch suchen und möchten, dass sich Biografiearbeit als eigenständiger Ansatz weiter entwickelt.
Ihr Interesse an dieser Arbeit freut uns. Wir sind an Ihren Erfahrungen, Erkenntnissen und Fragen interessiert.